AUS DER SCHREIBWERKSTATT

LIEBLINGSFARBE  BUNT

Es ist die Vielfalt, die Buntheit, die mich begeistert. Ich kann mich wirklich nicht für eine Lieblingsfarbe entscheiden. Das wäre zutiefst ungerecht. Gerne kleide ich mich bunt. Dann bewundere ich aber eine Freundin, die immer so chic und dezent erdfarben angezogen ist. Alles passt zusammen. Für mich wäre das auf Dauer undenkbar. Da öffne ich meinen Kleiderschrank und sehe die verschiedenen Farben. Ich liebe es auch, wenn im Kasten die Kleidungsstücke nach Farbtönen sortiert sind. Sie kommen so besser zur Geltung als im Durcheinander.

Das Chaos finde ich im Garten dagegen sehr ansprechend. Phlox in lila, rosa, weiß – diverses Rot der Rosen und dazwischen das Orange der Ringelblumen – gelbe Sonnenblumen – und Grün alles ringsum. Zurzeit fehlt das Blau. Auch gut so im Moment. Halt! Ich trage doch gerade viel Blau. Jede einzelne Farbe ist so kostbar. Wie könnte ich einer von euch den Vorzug geben. Ich brauche euch alle. Keine muss auf die andere eifersüchtig sein. Jetzt höre ich euch doch tatsächlich flüstern. Ihr glaubt wohl, ich bemerke das nicht. Wie eitel ihr doch sein könnt! Das Grün meint: „Von mir gibt es doch eindeutig am meisten hier in deinem Garten.“

„Aber ohne uns Rottöne wäre es eine langweilige Angelegenheit.“

„Gelb erst…“

„Stopp! Ihr führt euch ja auf wie kleine Kinder. Dabei seid ihr Farben doch so alt wie die Erde.“ Solange es Licht gab und gibt, gibt es Farben. Alles eine Frage der Physik und doch irgendwie mystisch.

Dann gibt es angeblich noch unsere menschliche Aura. Gerne würde ich die Fähigkeit besitzen, diese sehen zu können. Meine stelle ich mir sehr bunt vor. Oder ist sie vielleicht doch eher farblos, dass ich so sehr die Anwesenheit von Farben liebe?

Ganz zart macht sich das Weiß bemerkbar. Klar liebe ich dich auch. Wie schön ist es, wenn der Schnee im Winter alles unter seinen weißen Decke einhüllt. Und ja, genau! Du hast recht. Du weißes Licht vereinigst doch alle anderen Farben in dir. Eigentlich kann ich mir das bis heute nicht vorstellen. Auf deine Schwester das Schwarz soll ich auch nicht vergessen? Natürlich nicht. Ein Bild, auf dem das Schwarz fehlt ist seltsam. Und nach einer pechschwarzen Nacht ist die Morgendämmerung besonders beeindruckend. Es scheinen dann alle Farben langsam zu erwachen und erstrahlen im Sonnenlicht auf spezielle Weise. Die Welt wird wieder bunt. So schließt sich mein Kreis. Mein Herz liebt es bunt!

Herta Ditz, Flaurling, Tirol