Texte aus der schreibwerkstatt

Mit allen Sinnen

Was finde ich in meinen Vorräten?

Oh Freude, ja - ein sinnlich Ding!!!

Ich will mich mit größter Achtsamkeit nähern, es anschauen, es berühren, riechen, schmecken, zerteilen, genießen, verzehren.....

JA - ich werde davon zehren!

Es schenkt mir nicht nur exotischen Duft und Fülle, sondern gibt auch Vitamine sonder Zahl!

Ich halte die ovale Frucht, groß wie meine gebeugte Hand mit ihrer grünlich-roten Schale leicht umfangen. Sie fühlt sich gleichzeitig fest und weich an, die dünne Haut ist glatt, kühl, wachsig-ledrig.

Außen riecht sie herb, fast ein wenig abweisend.

Wie nähere ich mich dem Genuss?

Ein scharfes Messer teilt die Frucht mit weichem Schnitt in 2 Hälften.

Noch will ich die Schale nicht entfernen, da sich sonst Saft und Klebrigkeit über meine Finger ergießen...

Ich meide alle küchentechnischen Anleitungen und folge meinem Gefühl:

Ich lote aus, wo der Widerstand des Kerns zu spüren ist und schneide rundum. Dann drehe ich die Hälften gegeneinander - der Kern will die Frucht nicht loslassen - doch nun: er verbleibt auf einer Seite der Frucht.

Glatte Flächen und Fasern werden sichtbar - dieses dunkelgelbe, goldene Fruchtfleisch, dieser anregende und verführerische Duft!!!

Wie lege ich's an, der Frucht beizukommen??

Ich setze in die kernfreie Hälfte Schnitte, kreuzweise ins Fruchtfleisch. Ich biege das Fruchtinnere nach außen - ich löffle die Quadrate heraus - doch dann versenke ich meinen Mund in die Süße, Weichheit, Köstlichkeit und sehe vermutlich aus wie ein gieriges Tier.....

Eine große, weiche Serviette rettet mich...

Nun die Hälfte mit Kern, der herausfordernde Part, denn dieser Kern will sein Fleisch behalten!

Da tauche ich meine Lippen und Zähne in die weichen, saftigen, triefenden Teile dieser Fruchthälfte.

Dann, immer noch verrückt nach dieser Köstlichkeit, nage und reiße ich mit meinen Zähnen an der Kernfrucht. Fasern ziehen sich durch meine Schneidezähne - ein schönes Gefühl, doch auch ein kleiner Kampf. Wer ist stärker? Wieviel gibst du mir, Kern? Flacher, weißer, riesiger Kern?!

AAAHHHHH - nun ist's vollbracht! Alle Teile, die sich lösen lassen, sind in mir - ich spüre die Nachwirkung an Lippen, Gaumen, Zunge, Wangeninnenseiten, Rachen und sogar noch in meinem zufriedenen Bauch...

DANKE, DASS SO ETWAS IN FERNER FAUNA WÄCHST UND GEDEIHT!

 

Maria Sch., Graz