aus der schreibwerkstatt

Ich habe einen Samen gelegt

Ich habe einen Samen gelegt

 

oder es wurde ein Samen gelegt und aus diesem wuchs ein Baum.

Ein Birnenbaum, ein Baum meiner Kindheit, der schon alt war, als ich drei Jahre zählte. Um den Baum herum, den mein Großvater gepflanzt hatte, war eine Umrandung aus Beton, die wie eine kleine Mauer das damals winzige Bäumchen schützen sollte. Später entfernt man diese nicht. Ich lief gerne darauf herum, um spielerisch das Gleichgewicht zu üben. Um diese Zeit gab es auch Hühner im Garten, die durch ihr unentwegtes Scharren, das Grün um den Baum innerhalb der Abgrenzung in Sand verwandelten. Darinnen gruben sie sich an manchen Tagen halb ein und vergönnten sich ein Sandbad. Ich beobachtete dies mit Interesse, und die Erwachsenen meinten dazu, dass Regenwetter herannahen müsste.

Der Baum verspürte keine Störung, der Baumscheibe war er schon entwachsen, hatte seine Wurzeln vertieft und seinen Stamm gefestigt. Im Herbst trug er schwer an seinen Früchten. Große Birnen, deren Schale immer grün blieb, die nicht mit gelb rötlichem Schimmer leuchteten, kurz nach der Ernte süßsauer, nach ein paar Tagen entfernt nach Bananen schmeckten. „Bananenbirnbaum“, so wurde er von allen genannt. Ein hoher, schlanker Baum, dessen Blühen im Frühling vor all den anderen Bäumen, die Blicke anzog. 

Die Jahre vergingen, der Baum begann sich im Stamm zu spalten. Ein gewaltiger Ring aus Eisen wurde ihm umgelegt und er dankte dies mit Standhalten bei Stürmen.

Wieder kamen und gingen viele Jahreszeiten. Langsam, aber stetig zeigte er seine Dürre. Zuerst kleine Ästchen, dann stärkere Zweige, beginnend in seiner Krone. Das Frühlingsblühen nahm jedes Jahr an Dürftigkeit zu.

 Sein Stamm, von Flechten, nun auch von Moos ummantelt, lädt mich an heißen Tagen zum Verweilen ein.

 Ich lege mich auf die Wiese unter den Baum und richte mir meine Lage so ein, dass meine nackten Fußsohlen den bemoosten Baumstamm spüren können. Dann vergesse ich, dass der Baum in seiner letzten Phase steht, übersehe die dürre Krone und fühle Sommer.

Jetzt im Jänner, schwarz weiße Erscheinung der müden Äste und Zweige, warte ich auf den Frühling, den Sommer und überlasse den Baum der Zeit.

 

Christine Essl , Attnang-Puchheim                                                   


SAMEN

 

Vor mir liegt eine Reihe kleiner Samen aus denen einmal Pflanzen werden sollen. Nun, da ich kein Literat bin, fällt meine Betrachtung eher nüchtern aus.

Jeder dieser Samen ist umgeben mit einer harten, gemusterten Schutzhülle. Einer allerdings ist beschädigt. Die Schutzschicht gebrochen gibt das Innere frei. Es ist in zwei spiegelgleiche, weiße Teile zerfallen. Somit ist bereits das in ihm schlummernde Leben ausgelöscht.

Die anderen dieser Keimzellen warten auf Wasser, das ihnen unter einer dünnen Erdschicht zuteilwerden wird. Es wird die Schale durchdringen, und das Innere wird sich aufblähen. Zunächst wird an einer ganz bestimmten Stelle die bereits vorhandene, noch nicht zu erkennende Wurzel heranwachsen und die Schutzschicht durchdringen. Sie wird aus der Erde Wasser trinken.

Nun wächst auch der wesentlich größere Körper dieses kleinen Wunders und spaltet sich in zwei Teile. Es sind dies nämlich die Vorkeimblätter, die die erste Nahrung des heranwachsenden Pflänzchens in sich tragen. Sie strecken sich der wärmenden Sonne entgegen und werden länger. Ein schlankes Stämmchen trägt nun die beiden Blätter, die nun grünen. Sie haben die gesamte Nahrung, die ihnen ihre Mutterpflanze mitgegeben hat, zu ihrem Heranwachsen aufgebraucht. Nun sind sie ganz auf sich alleine angewiesen. Der Kampf um Wasser und Licht hat begonnen. Aus der Luft holen sie Kohlendioxyd, das sie mit Sonnenlicht in Stoffe zu ihrer Entwicklung umwandeln und den Sauerstoff, der dabei entstanden ist, an die Umgebung abgeben. Diesen Vorgang ermöglicht das Blattgrün. Doch ohne Licht ist ein Überleben nicht möglich.

Im Lauf des Jahres wächst eine Pflanze heran, die wieder Samen bringen wird.

Dies ist der ewige Kreislauf in der Natur, an dem auch wir Menschen teilhaben.

  

Mag. pharm. Dieter R. Essl , Attnang-Puchheim


SAMEN

 

Samen - klein, mittelgroß, groß - länglich, rund, oval - glatt und rau, getüpfelt, braun, weiß, schwarz, mit winzigen Löchlein... - lösen Freude und Aufregung in mir aus.

Was ist das wohl, was wird daraus werden, ist der Same schon alt, wird er noch keimen, gedeiht er auch in unserem Klima, in einem Balkonkisterl oder Blumentopf? Wird es eine Pflanze, die überwintern kann oder werde ich ab November noch mehr grüne Gäste in der Wohnung beherbergen?

Natürlich kaufe ich auch bewusst Samen, zum Beispiel seit vielen Jahren Glockenrebe und Kapuzinerkresse, doch manches finde ich am Wegrand oder im Wald, vieles bekomme ich als Geschenk aus naher und ferner Gegend.

Nun könnte Frau und Mann meinen, ein Stadtbalkon normaler Durchschnittsgröße würde die Anzahl der Pflanzmöglichkeiten von vornherein begrenzen, vor allem, wenn ich dort auch allein, zu zweit, zu dritt frühstücken möchte und in der warmen Jahreszeit die Wäsche in echter Luft trocknen will - doch mein Einfallsreichtum wächst von Jahr zu Jahr.

Und die schönen Namen der Gewächse!!!!

Da sind die seitlichen Rankpflanzen - Glockenrebe, eine Trichterwinde namens Blauer Himmel, eine violett-blühende USA-Bohne, die Schwarzäugige Susanne, das Geißblatt (in Kärnten "Je länger-je liaber" genannt), in Kisterln und Töpfen Gewürztagetes, die sich überall hin verbreiten und vermehren, Pelargonie, Purpurglöckchen (Heuchera), auf einem Regal stehend Kirschlorbeer, 2 Arten Lavendel, Schnittlauch, Petersilie, Minze, Melisse, Basilikum.

Auch Tomaten verschiedener Sorten hatte ich schon und im Vorjahr meine ersten Kübelkartoffeln!!!

So viel Freude mit dem Balkon - schon am Morgen, wenn ich hinausschaue, noch mehr, wenn ich hinausgehe und zu zupfen, ordnen, gießen anfange.

Vielleicht werde ich mich heuer ( ;) ) beschränken mit Anpflanzen, da ich ja schon Schätze überwintere. Selbst die Stützstangerl produziert mein Gärtlein schon selber....

Doch wenn ich Bilder sehe von Reseden, Levkojen, Duftwicke.....kann ich für nichts garantieren!!!!!

 

Maria Sch., Graz